Heidegger
Situationisten
Duchamp

Heidegger
Situationisten
Duchamp

Restaurant
Wannsee
Lyon Part-Dieu
Jules Poilleaut aus Brest
Mercedes
Bihac Blues
Kurze Zigarette
Sycamore Avenue
Libelle
Late Arrival
Jetlag im August
Traunbrückenspringer
Neunzehnter September
Gänseblümchen
Rheinland
Mädchen aus der Schweiz
Mutter
Central Hotel
Land's End

Restaurant
Wannsee
Lyon Part-Dieu
Jules Poilleaut aus Brest
Mercedes
Bihac Blues
Kurze Zigarette
Sycamore Avenue
Libelle
Late Arrival
Jetlag im August
Traunbrückenspringer
Neunzehnter September
Gänseblümchen
Rheinland
Mädchen aus der Schweiz
Mutter
Central Hotel
Land's End

Ein Taxi im Hafenviertel von Rio de Janeiro an einem späten
Sommertag des Jahres 2019, auf der Südhalbkugel bricht gerade
der Frühling an, hält wie unzählige Male sonst am Tag vor einer
Ampel. Jedoch diesmal: "Folgendes geschah ..." Aus einem
epiphanischen Moment des Glücks zwischen der ersten Favela
Rios auf dem Prôvidencia-Hügel und dem Institute of Research
and New Black Memory entwickelt Christoph Narholz die Ahnung
von der Möglichkeit eines empfindlichen Universalismus für
globalisierte Europäer, der seine moralische Kraft aus den
Erfahrungen des Privilegs gewinnt.

Ein Taxi im Hafenviertel von Rio de Janeiro an einem späten Sommertag des Jahres 2019, auf der Südhalbkugel bricht gerade der Frühling an, hält wie unzählige Male sonst am Tag vor einer Ampel. Jedoch diesmal: "Folgendes geschah ..." Aus einem epiphanischen Moment des Glücks zwischen der ersten Favela Rios auf dem Prôvidencia-Hügel und dem Institute of Research and New Black Memory entwickelt Christoph Narholz
die Ahnung von der Möglichkeit eines empfindlichen Universalismus für globalisierte Europäer, der seine moralische Kraft aus den Erfahrungen des Privilegs gewinnt.

Ob Kunst politisch sei, sein solle, sein könne, ist eine Diskussion, die
uns seit der Moderne vertraut ist. In den letzten Jahren haben sich
neue und zugleich ältere Töne in das Gespräch gemischt: Gefragt
wird zunehmend nach der Moral der Kunst. Das europäische Theater
mit seiner Streitgeschichte zur moralischen Qualität drastischer Inhalte
ist seit Aristoteles’ Katharsis-Vorschlag ein erprobter Schauplatz solcher
Kämpfe.

Ob Kunst politisch sei, sein solle, sein könne, ist eine Diskussion, die uns seit der Moderne vertraut ist. In den letzten Jahren haben sich neue und zugleich ältere Töne in das Gespräch gemischt: Gefragt wird zunehmend nach der Moral der Kunst. Das europäische Theater mit seiner Streitgeschichte zur moralischen Qualität drastischer Inhalte ist seit Aristoteles’ Katharsis-Vorschlag ein erprobter Schauplatz solcher Kämpfe.

und manche Wolkenränder rosarot,
3. August 2000

und manche Wolkenränder rosarot,
3. August 2000

Die Kritik der Urteilskraft von Immanuel Kant ist das Gründungsdokument
der modernen Ästhetik. Seit ihrer Neuentdeckung in
den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts bestimmt sie
außerdem weite Teile der zeitgenössischen ästhetischen Diskussion:
Nahezu alle Fragen, die uns heute beschäftigen, lassen sich aus
diesem Buch wenn schon nicht unmittelbar herleiten, so doch auf
seinem Hintergrund besser verstehen.

Die Kritik der Urteilskraft von Immanuel Kant ist das Gründungs­dokument der modernen Ästhetik. Seit ihrer Neuentdeckung in den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts bestimmt sie außerdem weite Teile der zeitgenössischen ästhetischen Diskussion: Nahezu alle Fragen, die uns heute beschäftigen, lassen sich aus diesem Buch wenn schon nicht unmittelbar herleiten, so doch auf seinem Hintergrund besser verstehen.

Menschen kennen Bedürfnisse, aber keine
Triebe, und wenn es in der Natur keine Triebe gibt,
warum dann in der Freiheit den Todestrieb?

Menschen kennen Bedürfnisse, aber keine Triebe, und wenn es in der Natur keine Triebe gibt, warum dann in der Freiheit den Todestrieb?

Für die Dauer der Ausstellung kehrt eine Tote leibhaftig in
ihr kulturelles Nachleben zurück. Keine Erinnerung, eine
Heimsuchung. Die Bilder tragen die Malerei als Farbleichnam,
der in seiner feierlichen Aufbahrung als Gespenst weiterlebt.

Für die Dauer der Ausstellung kehrt eine Tote leibhaftig in ihr kulturelles Nachleben zurück. Keine Erinnerung, eine Heim­suchung. Die Bilder tragen die Malerei als Farbleichnam, der in seiner feierlichen Aufbahrung als Gespenst weiterlebt.

Erfolg zu Lebzeiten wäre gut (Anerkennung, Freunde, Geld,
Barthes: "bequeme Askese, frei, locker"), und als ich nach den
Prophetengräbern auf einem Parkplatz neben Reisebussen auf der
Ölbergkuppe stand, die Altstadt von Jerusalem leuchtend im
abenddämmrigen Westen unter mir, dachte ich daran, daß Thomas
sein Berliner Atelier im Stadtteil Moabit betreibt, der seinen Namen
von dem biblischen Königreich Moab hat, in dem am Ostufer des
Toten Meeres nach der Legende jener Berg stehen soll, auf dem
Moses vor seinem Tod in das Gelobte Land wenigstens noch
hinüberschaut; und stellte mir die Atelierzimmer mit den Bildern
und Arbeitsdingen als eine Art frühchristliche Hauskirche vor, in die
sich Thomas zurückzieht, um mit den Alten Meistern im Kopf in ein
anderes Gelobte Land hinauszuschauen, das er anders als Moses mit
jedem Bild, das sein Atelier verläßt, auch tatsächlich betritt.

Erfolg zu Lebzeiten wäre gut (Anerkennung, Freunde, Geld, Barthes: "bequeme Askese, frei, locker"), und als ich nach den Prophetengräbern auf einem Parkplatz neben Reisebussen auf der Ölbergkuppe stand, die Altstadt von Jerusalem leuchtend im abenddämmrigen Westen unter mir, dachte ich daran, daß Thomas sein Berliner Atelier im Stadtteil Moabit betreibt, der seinen Namen von dem biblischen Königreich Moab hat, in dem am Ostufer des Toten Meeres nach der Legende jener Berg stehen soll, auf dem Moses vor seinem Tod in das Gelobte Land wenigstens noch hinüberschaut; und stellte mir die Atelierzimmer mit den Bildern und Arbeitsdingen als eine Art frühchristliche Hauskirche vor, in die sich Thomas zurückzieht, um mit den Alten Meistern im Kopf in ein anderes Gelobte Land hinauszuschauen, das er anders als Moses mit jedem Bild, das sein Atelier verläßt, auch tatsächlich betritt.

Gesteht man zu, daß zum Bewahrenswerten der Metaphysik das
Glück der Kontemplation gehört, und erschließt diese unmöglich
mehr das heile Eine und Ganze, sondern dessen unansehnlich
in permanenter Selbstzersetzung begriffene Negativgestalt, löst
Vorstellung Kontemplation aus dem erfolglosen begrifflichen,
und wiederholt sie in einem tauglicheren stilistischen Register.
Momenthaftes Aufschauen, frohe Abschweife, unverhältnismäßige
Neugier, verweilendes Trödeln, plötzliche Schärfe, kurz: Rhythmik
statt Metaphysik bilden sodann den lyrischen Begriff von Präzision.

Gesteht man zu, daß zum Bewahrenswerten der Metaphysik das Glück der Kontemplation gehört, und erschließt diese unmöglich mehr das heile Eine und Ganze, sondern dessen unansehnlich in permanenter Selbstzersetzung begriffene Negativgestalt, löst Vorstellung Kontemplation aus dem erfolglosen begrifflichen, und wiederholt sie in einem tauglicheren stilistischen Register. Momenthaftes Aufschauen, frohe Abschweife, unverhältnismäßige Neugier, verweilendes Trödeln, plötzliche Schärfe, kurz: Rhythmik statt Metaphysik bilden sodann den lyrischen Begriff von Präzision.

Ausgehend von der Ausstellung und den Aufsätzen der beiden Gäste
Christoph Narholz und Wolfgang Ullrich zu Thomas Sturm soll über
die Aura der Kunst und ihren möglichen Platz in zeitgenössischen
Diskursen diskutiert werden. Vortrag und Gespräch in einer
Veranstaltungsreihe der Ev. Stadtakademie Darmstadt und der Kunsthalle
Darmstadt im Rahmen der Ausstellung «Thomas Sturm. Alter Meister».
Die Veranstaltungen werden für YouTube aufgezeichnet.

Ausgehend von der Ausstellung und den Aufsätzen der beiden Gäste Christoph Narholz und Wolfgang Ullrich zu Thomas Sturm soll über die Aura der Kunst und ihren möglichen Platz in zeitgenössischen Diskursen diskutiert werden. Vortrag und Gespräch in einer Veranstaltungsreihe der Ev. Stadtakademie Darmstadt und der Kunsthalle Darmstadt im Rahmen der Ausstellung «Thomas Sturm. Alter Meister». Die Veranstaltungen werden für YouTube aufgezeichnet.

Genossene Bevorzugung, moralisch auf den Begriff gebracht,
bewirkt dasselbe wie erlittene Benachteiligung:
Widerstandslust, Solidarität und reflexive Unruhe; die Lust
an der Gemeinheit aber verdirbt.

Genossene Bevorzugung, moralisch auf den Begriff gebracht, bewirkt dasselbe wie erlittene Benachteiligung: Widerstandslust, Solidarität und reflexive Unruhe; die Lust an der Gemeinheit aber verdirbt.

Im Jahr 396 erhält Augustinus in Hippo Post
aus Italien. Der Mailänder Bischof Simplicianus
bittet in einer theologischen Angelegenheit um
Rat: Wie eine dunkle Stelle im Römerbrief des
Paulus zu verstehen sei, die besagt, daß Gott
Jakob "geliebt, Esau aber gehaßt" habe, als
beide "noch nicht geboren" waren und somit
weder "Gutes noch Böses" getan haben konnten?

Im Jahr 396 erhält Augustinus
in Hippo Post aus Italien. Der Mailänder Bischof Simplicianus bittet in einer theologischen Angelegenheit um Rat: Wie eine dunkle Stelle im Römerbrief des Paulus zu verstehen sei, die besagt, daß Gott Jakob "geliebt, Esau aber gehaßt" habe, als beide "noch nicht geboren" waren und somit weder "Gutes noch Böses" getan haben konnten?

Warum spricht jeder Heutige bei der erstbesten Krachgelegenheit
von einem Höllenlärm, aber nie einem Himmelslärm, dem Lärm der
Himmel? Ist da oben, wohin sich bis kürzlich doch alle gesehnt
haben, denn alles tot? An einem frühen Morgen in Austin / Texas
habe ich unter Calders Anleitung so einen Himmelslärm gehört.

Warum spricht jeder Heutige bei der erstbesten Krachgelegenheit von einem Höllenlärm, aber nie einem Himmelslärm, dem Lärm der Himmel? Ist da oben, wohin sich bis kürzlich doch alle gesehnt haben, denn alles tot? An einem frühen Morgen in Austin /  Texas habe ich unter Calders Anleitung so einen Himmelslärm gehört.

Wir setzen unsere Sondierungen zur Beschreibung der
gegenwärtigen Gesellschaften fort.

Wir setzen unsere Sondierungen zur Beschreibung der gegen­wärtigen Gesellschaften fort.

Roland Barthes hat das Portrait in der Fotografie mit den Totenmasken
im kultischen Theater verglichen. In seinem Buch Die helle Kammer
entwickelt er aus der kulturgeschichtlichen Assoziation
ein medientheoretisches Motiv, das berühmte “So-ist-es-gewesen”
des fotografischen Bildes. Das Seminar fragt mit Barthes nach dem
Realismus der Künste: Was meint “Wirklichkeit” auf der Bühne, in der
Malerei, einem Text, den elektronischen Medien?

Roland Barthes hat das Portrait in der Fotografie mit den Totenmasken im kultischen Theater verglichen. In seinem Buch Die helle Kammer entwickelt er aus der kulturgeschichtlichen Assoziation ein medientheoretisches Motiv, das berühmte “So-ist-es-gewesen” des fotografischen Bildes. Das Seminar fragt mit Barthes nach dem Realismus der Künste: Was meint “Wirklichkeit” auf der Bühne, in der Malerei, einem Text, den elektronischen Medien?

Die Mystik mit ihrer schillernden Verknüpfung von
subjektiver Ergriffenheit und objektiver Spekulation ist für
Ekstatiker wie Systematiker unter den Gegenwartsautoren
attraktiv. Wir wollen sinnvolle und weniger
sinnvolle, fallweise auch unglückliche oder gefährliche,
Transformationen in der Moderne untersuchen.

Die Mystik mit ihrer schillern­den Verknüpfung von sub­jektiver Ergriffenheit und objektiver Spekulation ist für Ekstatiker wie Systematiker unter den Gegenwartsautoren attraktiv. Wir wollen sinnvolle und weniger sinnvolle, fallweise auch unglückliche oder gefährliche, Trans­formationen in der Moderne untersuchen.

11. (und 3.) Oktober 1995
Weinraubtier, nimm mich fort

11. (und 3.) Oktober 1995 Weinraubtier, nimm mich fort

In Österreich gilt der Abfahrtsläufer etwas, höchstens noch
der Skiflieger, aber niemand sonst aus den nordischen
Disziplinen. So steht der kleine Kerl am falschen Ski, in der
Wüste eines fremdländischen, eines steppenhaft flachen
Österreich ausgesetzt, in welchem die Berge, auf die doch
jeder so stolz ist, ein lachhaftes Gemurkse am Rande sind.

In Österreich gilt der Abfahrts­läufer etwas, höchstens noch der Skiflieger, aber niemand sonst aus den nordischen Disziplinen. So steht der kleine Kerl am falschen Ski, in der Wüste eines fremdländischen, eines steppenhaft flachen Österreich ausgesetzt, in welchem die Berge, auf die doch jeder so stolz ist, ein lachhaftes Gemurkse am Rande sind.

Andreas Leo Findeisen und Christoph Narholz
sprechen bei Bernhard Cella im Wiener Belvedere 21
über die Politik des Schönen.

Andreas Leo Findeisen und Christoph Narholz
sprechen bei Bernhard Cella im Wiener Belvedere 21
über die Politik des Schönen.

Wenn es stimmt, daß der Mythos komplexe
Zusammenhänge in einfältig genießbare Selbstverständlichkeiten
verdreht - ist dann eine Sprache denkbar, die genauso attraktiv ist
wie die mythische, aber deren Lügen gegen eine prekäre Form von
Wahrheit tauscht?

Wenn es stimmt, daß der Mythos komplexe Zusammen­hänge in einfältig genießbare Selbstverständlichkeiten verdreht - ist dann eine Sprache denkbar, die genauso attraktiv ist wie die mythische, aber deren Lügen gegen eine prekäre Form von Wahrheit tauscht?

Hört man den Beat der Sprechstücke?
Sieht man den Inhalt der Begriffe?
Reflexionen entwirren sich leicht,
aber die Bildlichkeit der abstrakten
Sprache ist eine ewiglich süße Fessel.

Hört man den Beat der Sprechstücke? Sieht man den Inhalt der Begriffe? Reflexionen entwirren sich leicht, aber die Bildlichkeit der abstrakten Sprache ist eine ewiglich süße Fessel.

Wenn die Moderne Emanzipation bedeutet, Sprengung der Ketten,
Auflehnung gegen Aberglauben, Erhebung des Einzelnen und der
Völker aus politischer und ökonomischer Unterdrückung, ist der
Liberalismus ihr Anfang. Die zuständigen Theorien jedoch, wiewohl
Klassiker der Philosophie, bleiben in ästhetischen Zusammenhängen,
welche sich diesem Aufbruch verpflichtet fühlen, weitgehend ungelesen.

Wenn die Moderne Emanzipation bedeutet, Sprengung der Ketten, Auflehnung gegen Aberglauben, Erhebung des Einzelnen und
der Völker aus politischer und ökonomischer Unterdrückung, ist der Liberalismus ihr Anfang. Die zuständigen Theorien jedoch, wiewohl Klassiker
der Philosophie, bleiben in ästhetischen Zusammenhängen, welche sich diesem Aufbruch verpflichtet fühlen, weitgehend ungelesen.

Also echt!

Also echt!

Nicht jede theatrale Performance ist schon ein künstlerischer Ausdruck,
und keine nichtkünstlerischen Ereignisse gibt es, die man nicht performativ
verstehen muß: tricky, aber wahr!

Nicht jede theatrale Performance ist schon ein künstlerischer Ausdruck,
und keine nichtkünstlerischen Ereignisse gibt es, die man nicht performativ
verstehen muß: tricky, aber wahr!

Wollte man weitertun mit Bernhard, müßte das fern der Lust am
Getratsche und Gequatsche geschehen, ohne Naturgemäßtheater,
Sogenanntensog und Konjunktivkonfusion, sondern vielmehr an
die Stimmenimitatorgeschichten sich halten, Bernhards schönster
Formerfindung, welche beides, die Empfindlichkeit der ersten
Verletzung und die übersichtliche Souveränität des Spätwerks, ohne
athletischer Dauerproduktion von Gemeinheit zusammenschließt.
Die große Spannkraft im ungehemmten Langstreckenreden, wenn
sie für eine plötzliche, gleichwohl winzige Eruption aktiviert werden
muß, kommt in den resultierenden Kleinststrukturen noch viel
umwerfender zur Geltung als in den melodiösen Matschmonologen
der großen Prosa. In den Kürzestgeschichten findet man einen
Bernhard von surrealer Komik und wohltuend krimineller Energie,
einen leichtfüßigen, beinahe tänzerischen Bernhard, der auf engstem
Raum großherzlich elegant sich gebärden kann und trotzdem in
jedem neuen Schritt seine ganze Schwere und Klobigkeit mitbewegt.

Wollte man weitertun mit Bernhard, müßte das fern der Lust am Getratsche und Ge­qua­tsche geschehen, ohne Natur­gemäßtheater, Soge­nann­ten-
sog und Konjunktivkonfusion, sondern vielmehr an die Stimmenimitatorgeschichten sich halten, Bernhards schönster Formerfindung, welche beides, die Empfindlichkeit der ersten Verletzung und die übersicht­liche Souveränität des Spät­werks, ohne athletischer Dauer­produktion von Gemein­heit zusammenschließt. Die große Spannkraft im unge­hemmten Langstreckenreden, wenn sie für eine plötzliche, gleichwohl winzige Eruption aktiviert werden muß, kommt in den resultierenden Kleinst­struktu­ren noch viel umwerfen­der zur Geltung als in den melodiösen Matschmonologen der großen Prosa. In den Kürzest­geschich­ten findet man einen Bernhard von surrealer Komik und wohl­tuend krimineller Energie, einen leichtfüßigen, beinahe tänze­rischen Bernhard, der auf engstem Raum großherzlich elegant sich gebärden kann und trotzdem in jedem neuen Schritt seine ganze Schwere und Klobigkeit mitbewegt.

Seine Stücke, vom strukturalistisch inspirierten Frühwerk über
die subjektiven Siebzigerjahre zur mythologischen Wende in den
Achtzigern, den politischen Dramen der Neunziger- und Nullerjahre
zu den autofiktionalen Texten der jüngsten Zeit, haben in der Folge
beinahe jeden Trend auf dem Theater reflektiert. Wie kein zweites
eignet sich Handkes Werk dazu, in Zustimmung oder Ablehnung die
eigene Position in den Diskursen der Gegenwart zu bestimmen.

Seine Stücke, vom strukturalistisch inspirierten Frühwerk über die subjektiven Siebzigerjahre zur mythologischen Wende in den Achtzigern, den politischen Dramen der Neunziger- und Nullerjahre zu den autofiktionalen Texten der jüngsten Zeit, haben in der Folge beinahe jeden Trend auf dem Theater reflektiert. Wie kein zweites eignet sich Handkes Werk dazu, in Zustimmung oder Ablehnung die eigene Position in den Diskursen der Gegenwart zu bestimmen.

Wo immer die Gefühle gewaltig und gewaltig zerspalten sind, übergroß,
übergrausam, zu gleicher Zeit jubilatorisch und überfroh, hat
man es mit einer Variante dessen zu tun, was die Theorie Europas bis
auf den heutigen Tag “das Erhabene” nennt.

Wo immer die Gefühle gewaltig und gewaltig zerspalten sind, übergroß, übergrausam, zu gleicher Zeit jubilatorisch und überfroh, hat man es mit einer Variante dessen zu tun, was die Theorie Europas bis auf den heutigen Tag “das Erhabene” nennt.

Gemessen an dem Bewußtsein seiner Entstehung
war das freilich noch gar kein Sitzplatzgedicht,
sondern nur eine etwas ungewöhnliche Notiz.
Aber ich hatte etwas entdeckt. In der Folgezeit
versuchte ich herauszufinden, was das war.

Gemessen an dem Bewußtsein seiner Entstehung war das freilich noch gar kein Sitzplatzgedicht, sondern nur eine etwas ungewöhnliche Notiz. Aber ich hatte etwas entdeckt. In der Folgezeit versuchte ich herauszufinden, was das war.

Den Unterschied zwischen Moral und Erhabenem im Erhabenen
macht die Verschonung, nicht der Zorn. Verschonung ist die
moralische Qualität des Erhabenen; das Erhabene qualifiziert
Verschonung moralisch; Glück wird zu einem zivilisierenden
Fakt. Reiner Haß unter dieser Voraussetzung ist nun Ausdruck
der billigen Enttäuschung gerechten Zorns über sich selbst.

Den Unterschied zwischen Moral und Erhabenem im Erhabenen macht die Ver­schonung, nicht der Zorn. Verschonung ist die moralische Qualität des Erhabenen; das Erhabene qualifiziert Ver­schonung moralisch; Glück
wird zu einem zivilisierenden Fakt. Reiner Haß unter dieser Voraussetzung ist nun Ausdruck der billigen Enttäuschung ge­rechten Zorns über sich selbst.

In der von Westernlettern aus Plastik über dem Eingang
dunkelschwach beleuchtet am Parkplatzrand gelegenen Coyote
Bar, einem weitläufig an diesem frühen Abend im April erst
in Ecken vereinzelt schwach belebten Geschachtelraum im
Seitengebäude eines Motels in Farmington, New Mexico, kurz
vor der Grenze zu Colorado am Ortseingang, wo die Straße
nach meilenweiten Graslandüberfahrten auf Häuser trifft und
in zwei barackig bebaute Kleinstadtzeilen auseinandertritt,
sah ich unter garagenhaft niedriger Decke einen Karaoke-Dj
im hinteren Bereich des Lokals.

In der von Westernlettern
aus Plastik über dem Eingang dunkelschwach beleuchtet am Parkplatzrand gelegenen Coyote Bar, einem weitläufig an diesem frühen Abend im April erst in Ecken vereinzelt schwach belebten Geschachtelraum im Seitengebäude eines Motels in Farmington, New Mexico, kurz vor der Grenze zu Colorado am Ortseingang, wo die Straße nach meilenweiten Gras­land­überfahrten auf Häuser trifft und in zwei barackig bebaute Kleinstadtzeilen auseinander­tritt, sah ich unter garagenhaft niedriger Decke einen Karaoke-Dj im hinteren Bereich des Lokals.

Nach Hegel kann es in der Moderne keine Tragödien
mehr geben, Katastrophen spielen sich jetzt im Rechtszustand ab:
Warum ist das so, wie sehen diese Katastrophen aus, und was hat
Amerika unter der Regierung Bush in den frühen Nullerjahren damit
zu tun?

Nach Hegel kann es in der Moderne keine Tragödien mehr geben, Katastrophen spielen sich jetzt im Rechtszustand ab: Warum ist das so, wie sehen diese Katastrophen aus, und was hat Amerika unter der Regierung Bush in den frühen Nullerjahren damit zu tun?

In diesem Frühjahr wird überall Schnee sein. Die Tage
werden länger werden und die Nächte kälter. Das Licht
wird aus hartem Rot sein am Morgen, über Städten aus
Stein und Glas wird es stehen, über zerbrochenen Städten.
In diesem Frühjahr wird der Sand in den Straßen sein.

In diesem Frühjahr wird überall Schnee sein. Die Tage werden länger werden und die Nächte kälter. Das Licht wird aus hartem Rot sein am Morgen, über Städten aus Stein und Glas wird es stehen, über zerbrochenen Städten. In diesem Frühjahr wird der Sand in den Straßen sein.

Auf Widerstand stößt der Versuch, Motive des Luxus,
der Erleichterung und Verwöhnung an zentraler Stelle in
den ethischen Diskurs zu bringen. Für die Tradition der
kritischen Moderne bedeutet das eine Herausforderung
grundbegrifflicher Art.

Auf Widerstand stößt der Versuch, Motive des Luxus, der Erleichterung und Verwöhnung an zentraler Stelle in den ethischen Diskurs zu bringen. Für die Tradition der kritischen Moderne bedeutet das eine Herausforderung grund­begrifflicher Art.

Im Zentrum: Ein vertrauter, in Wahrheit aber unheimlicher Begriff,
nämlich: Handlung, "Kausalität aus Freiheit" (Kant). Was ist das,
wer tut es, was sind ihre menschlichen oder nicht-menschlichen Subjekte,
worin besteht der Zauber der Kausalität, und was wäre wirklich:
eine terrestrische Praxis der Moderne?

Im Zentrum: Ein vertrauter, in Wahrheit aber unheimlicher Begriff, nämlich: Handlung, "Kausalität aus Freiheit" (Kant). Was ist das, wer tut es, was sind ihre menschlichen oder nicht-menschlichen Subjekte, worin besteht der Zauber der Kausalität, und was wäre wirklich: eine terrestrische Praxis der Moderne?

I read Žižek in the way that Paul reads the rumour of Christ -
without interest in the fables, the miraculous stories, and the
anecdotes, in short: the myths, but rather with a focus on
the essential, in Žižek’s case: the concepts.

I read Žižek in the way that Paul reads the rumour of Christ - without interest in the fables, the miraculous stories, and the anecdotes, in short: the myths, but rather with a focus on the essential, in Žižek’s case: the concepts.